Die Kontroverse um die Prof.-Franz-Mair-Gasse 1980/81

Aus: Schreiber, Widerstand und Erinnerung in Tirol 1938-1998, 2000

Franz Mair wurde nach 1945 an seiner Schule, dem „Akademischen Gymnasium”, kein besonderer Platz eingeräumt. Der erste Jahresbericht der Anstalt nach dem Krieg 1947/48 enthielt mehrere Nachrufe gefallener Lehrkräfte, darunter auch einen für Prof. Mair. Dieser Nachruf enthielt wortwörtliche Passagen der Dienstbeurteilung Mairs aus der Zeit des autoritären „Ständestaates”. Er wurde als edler, feinfühliger, kunstliebender Mensch und als vorzüglicher Musiker bezeichnet, der sich, tüchtig und strebsam, ausgestattet mit gediegenem Fachwissen und pädagogischem Geschick, allen Schülern und Kollegen gegenüber stets zuvorkommend und hilfsbereit gezeigt habe. „Beseelt von hohen sittlichen und vaterländischen Idealen” wurde ihm ein großes Einfühlungsvermögen bei den Jungen attestiert, die ihm schnell und dankbar ihre Herzen öffneten und zu ihm Zuneigung an den Tag legten. Dies habe bewirkt, daß selbst politisch gegnerisch eingestellte Schüler „in jeder Gefahr zu ihm standen und ihn niemals verrieten”: „Für die mannigfachen Anliegen seiner Junge hatte er immer ein geneigtes Ohr, für ihre Schwächen wohlwollendes Verständnis, freilich, wenn es not tat, auch wirksame, aber stets wohlerwogene Strenge.” Er fühlte und lebte im und außerhalb des Unterrichts als Erzieher ganz mit der Jugend mit, „ohne dabei der Würde seiner Lehrerpersönlichkeit etwas zu vergeben […]. Ein Gedenkstein an der Stätte seines Heldentodes hält für die Nachwelt die Erinnerung an den gefallenen Freiheitskämpfer wach; für uns bedarf es keines solchen Mahnmales, um fort und fort des guten Kameraden in Treue zu gedenken.” [1] In dieser Beschreibung findet sich eine durchaus treffende Charakterisierung der Lehrerpersönlichkeit Mairs, andererseits sind stellenweise Projektionen des pädagogischen Verständnisses der Nachkriegszeit festzustellen, wenn etwa seine politische Haltung als „vaterländisch” bezeichnet wurde und er in eine Kontinuität des „Ständestaates” und seines Gedankengutes gestellt wurde, das die Tiroler Schule und besonders das „Akademische Gymnasium” als Kaderschmiede der katholisch-konservativen Eliten des Landes vor 1938 und viele Jahre nach 1945 auszeichnete. Deutlich kommt diese Haltung und das ambivalente Verhältnis der Schule zur NS-Zeit im Vortrag von Karl Fink zum Ausdruck, den er anläßlich der Schulfeier am 12. Mai 1948 hielt, und der im Jahresbericht abgedruckt wurde. Sein Abriß über die „Geschichte des Bundesgymnasiums und Bundesrealgymnasiums Innsbruck von 1562 bis zur Gegenwart” ging mit keinem Wort auf die Situation während der sieben Jahre unter nationalsozialistischer Schulführung ein. Er unterstrich lediglich die vielen Opfer, die der Krieg in den Reihen der Schüler und Lehrer gefordert hatte und erwähnte Prof. Mair als einen jungen, hoffnungsfrohen Lehrer, der knapp vor der Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches nach einem freien Tirol „ein Opfer seiner heimattreuen Überzeugung” wurde. [2] Ein offenerer Umgang mit der Vergangenheit war für den Vortragenden auch kaum möglich, da – vom generellen Klima im Nachkriegstirol zu dieser heiklen Frage einmal abgesehen – eine detailliertere Beschäftigung mit der NS-Zeit und der singulären Haltung Mairs die Frage nach dem Verhalten der anwesenden Kollegen aufgeworfen hätte. Und dies noch dazu vor dem Hintergrund der laufenden Entnazifizierung, bei der die Lehrkräfte ja nachzuweisen bemüht waren, daß sie nicht anders gekonnt hatten, als sich „nach außen hin” anzupassen. Nun war die Schule, besonders der humanistische Zweig, bekannt „schwarz” und der Anteil der überzeugten, lautstark sich als Nazis gebärdenden Lehrkräfte tatsächlich gering gewesen. Mit größtem Enthusiasmus hatten sich nur wenige zur NSDAP bekannt. Von einigen Ausnahmen abgesehen waren politisch motivierte Übergriffe und Gehässigkeiten an der Schule nicht allzu ausgeprägt gewesen. Sogar der nationalsozialistische Direktor hatte sich durchaus gemäßigt und Denunziationen abgeneigt gezeigt, während bei einigen Lehrern seitens der Schüler deutlich zu sehen gewesen war, daß sie innerlich dem Regime nichts abgewinnen hatten können. Dabei ist zu bedenken, daß eine nationale oder antisemitische Grundeinstellung beim Gros des Lehrkörpers sowieso vorhanden war. So ist es kein Widerspruch, daß, um ein Beispiel herauszugreifen, der Lehrer Peter Pfeifer bei den Nazis zwar als „national” galt, gleichzeitig aber auch als „Individualist” und daher „für die Verwirklichung der nationalsozialistischen Idee nicht zu gewinnen”. Dies hatte ihn aber nicht daran gehindert, bereits zur Zeit des „Ständestaates” einem jüdischen Schüler das Mazzesbrot aus der Hand zu schlagen. [3] Jedenfalls kann festgehalten werden, daß eine Reihe von Professoren zur NSDAP überliefen, die überwiegende Mehrheit erfüllte stets mit größter Pflichterfüllung, was von ihr erwartet wurde. Der Lehrkörper schwankte zwischen Anpassung und Opportunismus. Ein oppositionelles Verhalten wie es Mair an den Tag gelegt hatte, der noch dazu in den aktiven Widerstand gegangen war, blieb einzigartig. Dies trug auch nach dem Krieg nicht gerade zu seiner Beliebtheit im Lehrkörper bei, zu sehr wurde er als Infragestellung des eigenen Verhaltens empfunden, mit dem sich kaum einer kritisch auseinandersetzen wollte. Fast jeder sah sich als Opfer in einer Maschinerie der Unterdrückung, in der es absolut keinen Spielraum gegeben hätte.

Karl Fink kann auch über 50 Jahre nach den Ereignissen Mairs Verhalten während der NS-Zeit nicht sehr viel abgewinnen, da er seiner Meinung nach zu unvorsichtig gewesen wäre. Mair habe sich unnötig exponiert und in Gefahr gebracht. Hier klingt deutlich an, daß sich die Lehrerkollegen nach dem Krieg von der Person Mairs indirekt angegriffen fühlten. Mairs Verhalten war auch von ihnen als etwas Singuläres, Fremdes wahrgenommen worden. Daß er sich nicht ebenso ruhig und bedeckt gehalten hatte wie die anderen, wurde eindeutig kritisch gesehen. Diese negative Haltung gegenüber Mair erklärt sich nicht nur aus der Konfrontation mit dem eigenen Verhalten, das sich durch verständliche Vorsicht oder auch Opportunismus und Parteibeitritt auszeichnete. Ebenso ins Kalkül zu ziehen ist der Umstand, daß Lehrerkollegen wie Fink, der antinationalsozialistisch eingestellt war, von seiten der Schüler durchaus Respekt gezollt wurde, die Beliebtheit Mairs erreichte jedoch niemand. Ferner hatte Fink zu dieser Zeit ein großartiges Arbeitspensum in der Schule erfüllt, das sich ab Anfang 1944 nach der Verlagerung der Schule nach Steinach im Rahmen der Kinderlandverschickung auf eine rund um die Uhr Betreuung der ihm anvertrauten Schüler erstreckte. Mit Stolz wird auf diese Pflichterfüllung hingewiesen. [4] Eine öffentlich positive Besetzung und anhaltende Würdigung des nach außen hin stärkeren NS-kritischen Verhaltens von Franz Mair und seines tragischen Todes wird subjektiv aber als eine Abwertung der eigenen Leistung empfunden.

Nicht zu vergessen ist, daß nicht unbedingt großer Heroismus seitens der Lehrkräfte gefragt war, sondern die Erfüllung ihrer pädagogisch-erzieherischen Funktion. Gerade in der NS-Zeit fehlten den Heranwachsenden in den Schulen Orientierung, Wertmaßstäbe und persönliche Ansprache. Ein großer Teil der Lehrkräfte exponierte sich diesbezüglich kaum und blieb relativ neutral-distanziert. Doch gerade im humanistischen Zweig des „Akademischen Gymnasiums” waren die Rahmenbedingungen günstig, ohne größeres Risiko, den Schülern Impulse und Lebenswelten zu eröffnen, die über die nationalsozialistischen Angebote hinausreichten. Die überaus große Attraktivität Mairs bei den Schülern verschiedensten politischen Hintergrundes ist nicht zuletzt auf seine für einen Lehrer an und für sich als selbstverständlich anzusehende Einstellung zurückzuführen, daß er junge Menschen einfach gern hatte, sich für sie interessierte und deutlich spürbar engagierte. Im Vergleich dazu offenbart sich daher nicht nur ein politisches, sondern vor allem ein pädagogisches Versagen eines nicht unbeträchtlichen Teils der Tiroler Lehrerschaft vor und nach 1945.

Interessant ist festzuhalten, daß selbst bei Schülern, die Mair sehr nahe gestanden haben wie Eduard Grünewald, die Erinnerung an ihn bald nach 1945 derart stark in den Hintergrund trat, daß eine Sicherung des Wissens um Mairs Tätigkeit und Leben ausblieb. Grünewald spricht in diesem Zusammenhang von „tendenziöser (sic!, meint tendenzieller) Amnesie”. Erst im Verlaufe des Interviews mit dem Verfasser dieser Zeilen sei ihm bewußt geworden, daß er vieles über Mair wußte, aber „ich habe nicht mehr gewußt, daß ich’s weiß.” Grünewald verweist auf die Art und Weise der Tätigkeit im Widerstand, in dem biographische Notizen und Daten völlig irrelevant waren, um sich nicht in Gefahr zu bringen. Schweigen sei eine Vorbedingung des Überlebens gewesen und wurde so eingeübt, daß sich dies auch nach der Befreiung fortsetzte. Im Gegensatz zu den Kriegsteilnehmern wurde bald nach 1945 kaum mehr über diese Zeit gesprochen. Die Gegenwart überlagerte die Vergangenheit völlig, während die Gesellschaft auch kein Interesse an der Vergangenheit zeigte. Die Arbeit am Wiederaufbau nahm so in Anspruch, daß die „Vergangenheit zu reflektieren als verlorene Zeit erschien. Wir hatten keinen Rechtfertigungszwang wie die Veteranen.” Sie hatten als junge Widerständler das erreicht, was sie wollten und man konnte endlich das leben, was man vorher erhofft und geplant hatte. An Orden und Anerkennung hatten Grünewald und seine Gesinnungsfreunde kein Interesse, Rache war kein Thema. Folgedessen wurde zunächst in seinem Kreis kaum über Mair gesprochen. Es war für uns „Leben in Zukunft”, meint Grünewald. „Jetzt frage ich mich, warum bin ich nicht hinunter? [ins Sanatorium, in dem Mair starb H.S].” Grünewald unterstreicht weiters, daß er und sein Kreis Utopisten waren mit einem schwärmerischen Duktus. Vielleicht liege hier der Schlüssel zu finden, warum „wir keine Vergangenheitsbewältigung betrieben haben. Das, was war, hat uns nicht interessiert. Wir haben auch nicht über die Dollfuß-/Schuschniggzeit und das Verhältnis zu den Sozialisten reflektiert.” Während der NS-Zeit war „die Gegenwart eine Gegenwart, in der wir Fenster zur Zukunft entdeckt haben.” Nicht zuletzt dank Mair, „der in einer anderen Gegenwart” lebte. Rückblickend resümiert er über Franz Mair: „Er lebt in uns als der, der den Schwamm genährt hat, an die Zukunft zu denken.” [5]

35 Jahre nach Mairs Tod entfachte sich eine hitzige Diskussion um die Frage der Erinnerung an ihn durch die Schaffung einer Prof.-Franz-Mair-Straße bzw. Gasse. Am 31. März 1978 stellte Gemeinderat Hermann Weiskopf als Vertreter der ÖVP – Innsbrucker Mittelstand den Antrag zur Benennung von Straßen und Plätzen in Innsbruck nach Opfern des Nationalsozialismus. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in der Landeshauptstadt keine derartigen Orte der öffentlichen Erinnerung. Der Antrag wurde angenommen und dem zuständigen Kulturausschuß zugewiesen, wobei Bürgermeister Alois Lugger betonte, daß keinesfalls Straßen von untergeordneter Bedeutung herangezogen werden sollten. Im Frühjahr 1980 beschloß der Gemeinderat erstmals, daß drei Straßen nach Widerstandskämpfern bzw. nationalsozialistischen Opfern benannt werden sollten. [6] Dazu stellte Gemeinderat Weiskopf fest:

„Es hat 35 Jahre gedauert, bis die Gemeinde Innsbruck endlich jenen Schritt gesetzt hat, den man schon früher hätte erwarten dürfen. Es ist auf die Initiative unserer Fraktion gemeinsam mit meinen Freunden in der Fraktion TAB (Tiroler Arbeitsbund, H.S.) zurückzuführen, daß es nach zwei Jahren hartnäckigen Strebens nun doch gelungen ist, wenigstens einmal ein sichtbares Ergebnis zu erreichen. Ich möchte dabei betonen, daß dieses Ergebnis noch nicht ganz unseren Vorstellungen entspricht, wir anerkennen jedoch, daß hier der gute Wille doch zum Ausdruck gekommen ist.” [7]

Die Kritik Weiskopfs bezog sich vor allem darauf, daß für den von SS-Trupps in der Nacht des Judenpogroms vom 9. auf den 10. November 1938 („Reichskristallnacht”) brutal ermordeten Vorstand der Innsbrucker Israelitischen Kultusgemeinde, Richard Berger, lediglich eine Straße an der Peripherie Innsbrucks ausgewählt worden war: „Die von der Coca-Cola-Fabrik zum Bahndamm führende Straße ist nicht als bedeutend zu bezeichnen […]. Ich möchte […] bitten, bei künftigen Vorschlägen für Straßenbenennungen zu berücksichtigen, daß Straßen, an denen keine Gebäude oder Wohnhäuser liegen, nicht für einen solchen Zweck herangezogen werden.” [8] Für Prof. Franz Mair und Edith Stein, eine in Breslau geborene Philosophin und Angehörige des Ordens der Karmeliterinnen, die vom Judentum zum Katholizismus konvertiert und in Auschwitz umgebracht worden war, war die Straße nördlich bzw. südlich des Canisiusweges in Hochrum vorgesehen. Dieser Beschluß des Gemeinderates sorgte jedoch für einige Reaktionen in der Bevölkerung. Im Zusammenhang mit einem Anrainerprotest gegen die Umbenennung des Canisiusweges, der nach einem heimatlichen Diözesanpatron benannt ist, veröffentlichte die „Tiroler Tageszeitung” am 23. Juni 1980 einen Leserbrief, in dem der wenige Monate später verstorbene Dipl.-Ing. Ernst Attlmayr vorschlug, die östliche Angerzellgasse nach Prof.-Franz Mair zu benennen: „Und wenn sich dann an Stelle der Bezeichnung Angerzellgymnasium der Name ‚Profesor-Mair-Gymnasium’ einbürgerte, so wäre dies wohl nur zu begrüßen”, meinte Attlmayr. [9] Am 25. Juni entschied der Stadtsenat aufgrund des Ersuchens der Anrainer, „wegen der vielen damit verbundenen Schwierigkeiten und Kosten”, den Canisiusweg nicht umzubenennen. [10] In der Stadtsenatsitzung vom 2. Juli 1980 beantragte Stadtrat Wilhelm Steidl vom TAB, der Anregung dieses Leserbriefes zu entsprechen. Bürgermeister Lugger ließ diesen Vorschlag evident halten und prüfen. Am nächsten Tag griff auch die Arbeitsgemeinschaft vaterlandstreuer Verbände Tirols diese Anregung auf, deren Verwirklichung sie wärmstens begrüßen würde, sodaß sich eine regelrechte Bürgerinitiative zur Verlagerung der Straßenbenennung Mairs entwickelte. Hofrat Walter Schwarzer, Direktor i.R. der Mittelschule für Mädchen in der Sillgasse, hatte im Auftrag der Obmännerkonferenz dieser Arbeitsgemeinschaft telefonisch das entsprechende Einverständnis vom Direktor des „Akademischen Gymnasiums”, Gerhard Rief, eingeholt, der keinen Widerspruch gegen das Vorhaben und die dementsprechende Verständigung des Bürgermeisters erhoben hätte. Schwarzer informierte daraufhin Bürgermeister Lugger in seinem Brief „ohnedies vorsichtig” folgendermaßen: „Aus einem Gespräch mit dem Direktor des „Akademischen Gymnasiums” ergab sich, daß auch seinerseits große Sympathie dafür besteht.” [11] Der Stadtsenat beschloß daher am 9. Juli 1980, an den Gemeinderat den Antrag zu stellen, die östliche Angerzellgasse (Straßenstück von der Museumstraße zur Schule) in Prof.-Franz-Mair-Straße umzubenennen. [12] Zu Schulbeginn stellte sich allerdings heraus, daß dieses Projekt am Gymnasium keine Akzeptanz fand. Die Proteste verstärkten sich massiv, als sichtbar wurde, daß die Stadt die Idee auch tatsächlich in die Tat umsetzen wollte. Der Gemeinderat bekannte sich nämlich in seiner Sitzung vom 16. Oktober 1980 einstimmig zu dieser Umbenennung. Gemeinderat Weiskopf stellte in der Debatte fest:

„Die betroffene Bevölkerung hat in einer Bürgerinitiative Aktionen gesetzt, die nun zur Verlagerung dieser Straßenbenennung geführt hat. Ich würde mir wünschen, daß der zuständige Kulturausschuß in Zukunft mit etwas mehr Fingerspitzengefühl an diese Probleme herangeht, um sich ähnliche Pannen zu ersparen. Wir verdanken es der Bürgerinitiative, daß nun Prof. Mair eine ihm würdige und sinnvolle Straße zur Erinnerung an ihn erhalten wird. Die Angerzellgasse ist hiefür schon deshalb gut geeignet, weil Prof. Mair viele Jahre am do[rtigen] Gymnasium tätig war.” [13]

Auf den massiven Widerstand gegen dieses Unterfangen, der aus dem Lehrkörper und aus der Elternschaft des „Akademischen Gymnasiums” kam, ging Stadtrat Wilhelm Steidl in seiner Rede ein:

„Unsere Fraktion begrüßt es sehr, daß die östliche Angerzellgasse nach Prof. Mair, der mein Englischlehrer war und den ich in seiner ganzen Form des Widerstandes gegen ein Gewaltregime selbst erlebt habe, benannt wird, auch wenn es möglicherweise Schulgewaltigen nicht angenehm ist. Ich bitte, mich nicht zu provozieren, weil ich sonst bitten würde, den Akt zu verlesen, damit man die Stellungnahme des Gymnasialdirektors in diesem Raum hört. Es ist ja nicht so, wie dort gesagt wird.

Wir sind der Überzeugung, daß alle politischen Lager in Österreich große Persönlichkeiten und überzeugte Menschen hervorgebracht haben, die gegen ein Establishment oder eine Diktatur Widerstand geleistet und auch ihr Leben dafür gelassen haben. Ich nehme hier niemanden aus: da sind Sozialisten, Christliche, Kommunisten, Freiheitliche und auch Nationalsozialisten dabei. Das muß man in aller Form aussprechen. Es ist jetzt Zeit, daß man die Vergangenheit so weit überwindet, um Menschen, die ihr Leben für ihre Gesinnung geopfert haben, gleich in welchem Lager sie standen, für würdig zu finden, eine Straße nach ihnen zu benennen, damit die Jugend wenigstens weiß, daß es in der Bevölkerung solche Leute gegeben hat. Mir sind Straßennamen nach solchen Menschen, gleich welchen Lagers, lieber wie der Vögelebichl oder die Finkengasse. In einer demokratischen Öffentlichkeit haben diese Menschen, die am Schafott oder Galgen geendet haben, Anspruch auf Straßenbenennungen. Ich bin froh und glücklich, daß der Gemeinderat die Prof.-Dr. Franz Mair-Straße genau dorthin legt, wo dieser Mann als Professor gearbeitet und gewirkt hat. Ich bitte Dich, Herr Bürgermeister, diesen Wunsch des Gemeinderates in der Angerzellgasse klar und deutlich zu verkünden. (Beifall)” [14]

ÖVP-Gemeinderat Hermann Girstmair betonte daraufhin, daß er seinen „Freund Dr. Rief” bereits im Sinne Steidls informiert habe, als dieser den Wunsch des Lehrkörpers und des Elternvereins nach Belassung der bisherigen Bezeichnung vorgebracht hatte: „Ich habe ihm daraufhin erwidert, daß nur eine Hausnummer zu ändern ist, während die Fortsetzung der Angerzellgasse mindestens 8 Hausnummern hat und es wohl sinnvoll ist, die Straße nach Prof. Dr. Mair zu benennen, an der er viele Jahre, wie man am Beispiel Dr. Steidl sieht, zum Wohle unserer Stadt gewirkt hat. (Gelächter)” [15] Bürgermeister Lugger sah sich daraufhin genötigt, den sarkastischen Ton Girstmairs abzuschwächen, indem er betonte, daß er die Ausführungen Steidls sehr ernst nehme und daß der Gemeinderat auch in Zukunft mit größter Sorgfalt bei Straßenbenennungen nach historischen Namen vorgehen müsse, „um den vollen Respekt gegenüber diesen Persönlichkeiten zum Ausdruck zu bringen.” [16]

Der Einfluß von Anstaltsleitung, LehrerInnen- und Elternschaft des „Akademischen Gymnasiums” führte jedoch dazu, daß der Gemeinderatsbeschluß geschickt umgangen wurde. Das Gymnasium ging nun in die Gegenoffensive und versuchte über die Öffentlichkeit und die Medien Stimmung für ihr Anliegen zu machen. Nach Einholung einer Stellungnahme von Direktor Rief sprach der „Kurier” von einem „eher sonderbaren Beschluß des Innsbrucker Gemeinderates”, der „einigen Unmut” ausgelöst habe, da in der Angerzellgasse das zweitälteste Gymnasium Österreichs stehe, „das seit Menschengedenken mit dem Namen Angerzellgasse verknüpft” ist und das daher „die Umbenennung als Eingriff in seine Tradition betrachtet”. [17] Laut „Kurier” gab Dir. Rief zu bedenken, daß die Schule in der östlichen Angerzellgasse stehe und etwa 100 Meter weiter westlich, parallel dazu, der zweite Teil der Angerzellgasse verlaufe. Er könne sich nur wundern, daß für die Umbenennung nicht diese zweite Angerzellgasse genutzt werde. „Denn in Österreich, so Rief, ist es seit alters her üblich, Gymnasien nach der Straße zu benennen, in der sie stehen, weshalb auch das ‚Gymnasium in der Angerzellgasse’ zum Begriff geworden ist. Außerdem sei die Angerzellgasse eine uralte Flurbezeichnung, die man nicht leichtfertig ändern solle.” [18] Durch den Verlust des Namens der Angerzellgasse würde das Gymnasium Gefahr laufen, seine Unverwechselbarkeit zu verlieren. Lehrer der Anstalt würden befürchten, daß ältere Abgänger der Schule mit der Bezeichnung Franz-Mair-Gasse wenig anzufangen wissen, weil sie kaum ahnen, daß es sich um „ihr” Angerzellgymnasium handle. [19] Dem hielt Hofrat Schwarzer entgegen, daß es „unrichtig” sei, daß der Name „Angerzellgassengymnasium” üblich wäre. In der Öffentlichkeit sei die Schule in der Regel stets als „Bundesgymnasium” und später als „Akademisches Gymnasium” bekannt gewesen. Überdies würde der Flurname Angerzellgasse ohnedies im westlichen Teil, an dem die Turnsäle des Gymnasiums liegen, erhalten bleiben. [20]

Dir. Rief versuchte in der Stellungnahme zu seiner Ablehnung einer Straßenumbenennung klar zu machen, daß er nichts gegen Mair einzuwenden habe: „Auch ich ehre die Gesinnung und die Erinnerung an den Kollegen, wenn es auch nach 35 Jahren spät erscheinen mag, nach ihm eine Straße zu benennen, wir wären auch bereit, ihm im Gymnasium ein Ehrenmal zu errichten, aber die Änderung der Adresse lehnen wir ab.” [21] Rief schlug deshalb die Anbringung einer Gedenktafel an der Außenseite des „Akademischen Gymnasiums” vor, die Mair in kurzen Worten würdigen sollte. Im Gegensatz zu einer Straßentafel könnte dadurch jeder Vorübergehende und jeder Schüler erfahren, daß Mair an der Schule gelehrt hat und als „österreichischer Patriot” gefallen ist. [22] Die Umbenennung stieß jedenfalls auf „einmütige Ablehnung” seitens der LehrerInnenschaft, die gemeinsam mit dem Elternverein der Schule gegen die Umbenennung der Gasse mobil machte. Nach Abhaltung einer Generalversammlung faßte der Elternverein eine Woche später in einer Vorstandssitzung am 21. November 1980 unter Obmann Otto Kaspar den Beschluß, die Stadtgemeinde um Beibehaltung des Namens „Angerzellgasse” zu ersuchen. Beim Elternsprechtag wurde zu diesem Zwecke eine Liste aufgelegt, in der sich die Eltern eintragen konnten, um so ihre Ablehnung gegen die Umbenennung zum Ausdruck zu bringen. SchülerInnen der Anstalt schlossen sich zu einem Aktionskomitee zusammen, um ihrerseits unter den LehrerInnen und Eltern in diesem Sinne Unterschriften zu sammeln. Im Stiegenhaus der Schule wurde von diesem Komitee ein Plakat angebracht, das entsprechend der Linie von Anstaltsleitung, LehrerInnenschaft und Elternverein betonte, daß Prof. Mair zwar eine Ehrung verdiene, die Gasse aber nicht umbenannt werden solle. [23] Herbert Buzas, der in der „Tiroler Tageszeitung” ausführlich über diese Vorgänge berichtete, schloß seinen Artikel folgendermaßen:

„In diesem Zusammenhang eine persönliche Bemerkung. Franz Mair war acht Jahre lang mein Mitschüler im Realgymnasium und auch später blieb ich mit ihm in Verbindung. Er war ein Mann von wohltuender Bescheidenheit, ein musisch bewegter Schöngeist, der sich niemals in den Vordergrund gedrängt hat. Was er zu der geplanten Umbenennung sagen würde, läßt sich nur vermuten. Es berührt jedoch eigenartig, daß man 35 Jahre verstreichen ließ, um ihm eine Ehrung durch Straßenbenennung zu bereiten. Die Männer des Widerstandes haben kurz nach dem Kriege schneller gehandelt.” [24]

Der „Kurier” bezog in der Causa eindeutig Position zugunsten der Schulmeinung und stellte polemisch fest: „Böse Zungen behaupten, die Stadt sei so pleite, daß sie die Angerzellgasse mit dem Gymnasium deshalb genommen habe, weil dort weniger Hausnummern geändert werden müßten als in der Angerzellgasse.” [25]

Nun meldete sich auch Schwarzer wieder zu Wort und sprach von einem Gesinnungswandel Riefs. Er zeigte sich „überaus erstaunt, daß nun seinerseits – wohl unter dem Druck von Personen aus der Elternschaft, die eine Ehrung für einen tapferen Gegner des Nationalsozialismus verhindern möchten – ein anderer Standpunkt bezogen wird.” [26] Rief wies Schwarzers Argumentation entschieden als „vollkommen unbegründet” zurück, indem er betonte, daß er neben einer Ehrung für Mair stets gegen eine Adressenänderung des Gymnasiums eingestellt gewesen wäre. Rief hatte deshalb am 4. September 1980 dem Stadtsenat ein Schreiben in diesem Sinne übermittelt, damit „die alteingebürgerte Vorstellung vom ‚Gymnasium in der Angerzellgasse’ erhalten bleibt”. Für diese Position hatten sich anläßlich einer Konferenz „alle 70 Professoren” ausgesprochen. Zur Beilegung der Diskussion schlug Direktor Rief schließlich folgenden „österreichischen Kompromiß” vor:

„Der Innsbrucker Gemeinderat hat am 16. Oktober 1980 einstimmig die Umbenennung der östlichen Angerzellgasse in ‚Dr.-Franz-Mair-Straße’ beschlossen. Da das Areal unserer Schule aber bis zur westlichen Angerzellgasse reicht und dort auch einen Zugang hat, könnte die Hausnummer 14 weiterhin von dort bezogen werden. Der Gemeinderatsbeschluß würde sich demnach auf das Straßenstück zwischen Hepperger und Museum beziehen, und da es sich hier um eine Sackgasse handelt, wäre vielleicht die Bezeichnung ‚Dr.-Franz-Mair-Platz’ treffender. Der Großteil unserer Schüler geht täglich über diesen Platz zur Schule und würde auf  der Gedenktafel im Gymnasium, Angerzellgasse 14, den Namensgeber dieses Platzes sehen.” [27]

Der „Bund der Opfer” reagierte äußerst heftig auf die laufende Diskussion. Er sprach Stadtsenat und Gemeinde „für ihre richtige Entscheidung” den Dank aus und ersuchte schon allein im Interesse des eigenen Ansehens dieser politischen Gremien, vom gefaßten Beschluß nicht abzugehen und keineswegs der „Polemik” zu weichen, die „von gewissen Kreisen, die ihre NS-Vergangenheit noch nicht bewältigt haben”, vom Zaun gebrochen wurde. [28] Diesem „österreichischen Kompromiß”, den Rief vorgeschlagen hatte, wurde schließlich entsprochen.

Auf die Anfrage von Stadtrat Steidl am 23. März 1981, ob das Problem der Umbenennung „auf Grund der verschiedenen Interventionen des Dir. Rief geregelt sei”, bemerkte Bürgermeister Lugger lediglich, daß eine Lösung in der Weise getroffen wurde, daß die Hausnummernbezeichnung für das „Gymnasium Angerzellgasse” bleibe und nur der vordere Teil der Angerzellgasse in Prof.-Franz-Mair-Straße umbenannt werde.” [29] Im Jahresbericht des „Akademischen Gymnasiums” findet sich unter der Chronik besonderer Ereignisse die nüchterne Feststellung: „Das Straßenstück zwischen Hepperger und Landesmuseum erhält die Bezeichnung ‚Prof.-Dr.-Franz-Mair-Gasse’. Das Gymnasium behält weiterhin die Adresse ‚Angerzellgasse 14’.” [30]

Eineinhalb Jahre später fand das Anliegen der Arbeitsgemeinschaft vaterlandstreuer Verbände Tirols, bei jenen Straßentafeln, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern (Richard Berger, Franz Mair, Otto Neururer), erläuternde Zusatztafeln anbringen zu lassen, keine Zustimmung im Stadtsenat. Begründet wurde die Ablehnung mit den damit verbundenen hohen Kosten, der Unattraktivität einer Überbeschilderung und dem grundsätzlichen Problem, daß in solch einem Falle bei allen Straßentafeln mit Namensbezeichnungen Zusatzschilder angebracht werden müßten. [31]

Der „Kompromiß” war in der Tat kaum dazu geeignet, dem Andenken Mairs förderlich zu sein. Die Prof.-Franz-Mair-Gasse ist ziemlich bedeutungslos. Nicht nur, daß sie sich auf wenige Meter erstreckt, in ihr befindet sich keine postalische Zustalladresse. Das einzige Haus in der Mair-Gasse ist das „Akademische Gymnasium”, das aber weiterhin in der Angerzellgasse steht. Somit verfügt Innsbruck über ein wenige hundert Meter langes Wegstück mit zwei Gassenbezeichnungen: die Mair-Gasse ohne Hausnummern und die Angerzellgasse mit einer Hausnummer, eben die der Schule. Andererseits existiert eine weitere Angerzellgasse parallel zu dieser heftig umstrittenen Angerzellgasse/Prof-Mair-Gasse. Die nicht allzu große Bedeutung, die Mair seitens seiner Schule zuerkannt wurde, ist hierbei unschwer abzulesen. Auffallend ist weiters, daß sich Bürgermeister Lugger ohne nennenswerte Diskussion in den  entsprechenden politischen Gremien über einen einstimmigen Beschluß des Stadtsenates und des Gemeinderates, der formal nie aufgehoben bzw. umgeändert worden war, einfach hinwegsetzen konnte. Dies läßt über die politische Praxis in der Landeshauptstadt zu dieser Zeit einige Rückschlüsse zu. Lobbying und informelle Kanäle, Freundschaften und Bekanntschaften spielten jedenfalls in der Affäre rund um die Umbenennung der Angerzellgasse eine wichtigere Rolle als die Mehrheitsbeschlüsse der demokratisch gewählten MandatarInnen. Die von Dir. Rief in seinem Kompromißvorschlag enthaltene Anbringung einer Gedenktafel für Mair an der Außenseite des Gymnasiums wurde nicht realisiert. Rief hatte zunächst zwar bei der Stadt nachgefragt, diese reagierte allerdings nicht. Die ganze Angelegenheit schlief sehr bald ein. Eine Folge davon war jedoch, daß Mair bei den SchülerInnen in Vergessenheit geriet und diese kaum wahrnahnmen, daß sie jeden Tag an der Franz-Mair-Gasse vorbeimarschierten, um zu ihrer Schule in die Angerzellgasse zu gelangen. Nationalsozialismus und Widerstand waren Anfang der 80er-Jahre ein immer noch derart tabuisiertes Thema, daß die Diskussion um die Straßenumbenennung um ein Jahrzehnt zu früh gekommen war. Daß sich die Schule nicht zu Mair bekannte, bezeichnet der Widerstandskämpfer Paul Flach als „einmalige Schweinerei”. [32] Hermann Weiskopf betont, daß sich im Gemeinderat niemand offen gegen seinen Antrag gewandt hatte, er bedauert aber die seinerzeitige „Verzögerungstaktik” und ärgert sich „über die Straßenbenennung in dieser verstümmelten Form”. [33] Als sich Elmar Gamper, ein ehemaliger Schüler Mairs und Sohn von Landesrat Hans Gamper, beim Schulwart erkundigte, warum die Schule immer noch nicht in der Mair-Gasse beheimatet war, erhielt er die Antwort: „Der Lehrkörper ist dagegen, weil es ist zu teuer, den Briefkopf zu wechseln.” Über den Umgang der Schule mit ihrem Lehrer stellt er fest „Das ist traurig. Franz Mair ist der bekannteste und berühmteste der Professoren in dem Gymnasium, keiner kann sich dessen rühmen, was er gemacht hat. […]. Das tut man nicht.” Er sähe gerne die Umwandlung der gesamten Gasse in eine Mair-Gasse, „und, für den Franz Mair eine Tafel. Sie haben im Gymnasium die beiden Tafeln für die Toten von beiden Kriegen herunten, ja gut, und vom Franz Mair ist keine Tafel da.” [34]

Im Ausland wurde Prof. Franz Mair freilich anders wahrgenommen und anerkannt. Fast zur gleichen Zeit, als in Innsbruck die Wogen der Emotionen wegen der Straßenbenennung hochgingen, fand in der „National Gallery of Art” in Washington ein Konzertabend statt, bei dem neben Werken von Franz Schubert und Hugo Wolf auch die bisher unbekannten Kompositionen von Franz Mair auf dem Programm standen. Ein Freund und Schüler Mairs hatte dessen Kompositionen in die USA mitgenommen, sodaß bei dieser Veranstaltung vier Lieder aus dem Zyklus „Wo die Zypressen stehen” der Öffentlichkeit präsentiert werden konnten. Der amerikanische Bariton Jerome Barry, der, laut „Washington Post”, die „wunderschönen Lieder mit großer innerer Anteilnahme”, vorgetragen hatte, begab sich anfangs 1981 nach Innsbruck, um die Werke Prof. Mairs im ORF-Landesstudio Tirol aufzunehmen, das gerade eine Sendung über den Widerstandskämpfer und Komponisten Franz Mair vorbereitete. [35]

Vor allem in den 90er-Jahren zeigte sich, daß in den Tiroler Schulen generell und am „Akademischen Gymnasium” unter Dir. Rief eine Trendwende hinsichtlich der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus eingetreten war, die schließlich auch eine erneute, positive  Auseinandersetzung mit der Person von Franz Mair bewirkte. Im Schuljahr 1998/99 ergriff Claudia Rauchegger-Fischer, Geschichtelehrerin am „Akademischen Gymnasium”, im Wahlpflichtfach Geschichte die Initiative. Mit einer 14-köpfigen SchülerInnengruppe der 7. Klassen nahm sie ein Projekt in Angriff, das das Ziel verfolgte, dem bedeutenden Lehrer eine im öffentlichen Raum angesiedelte Ehrung von seiten der Schule zuteil werden zu lassen. In vier Gruppen mit den Schwerpunkten Franz Mair, das „Akademische Gymnasium” während der NS-Zeit, Innsbruck im Nationalsozialismus sowie Verfolgung und Widerstand in Tirol, erfolgte eine eingehende Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus vor Ort, die einen historischen Stadtrundgang, den Besuch von Vorträgen des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, Interviews und Diskussionen mit Zeitzeugen, ehemaligen Schülern Mairs und eine Ausstellung in der Schule umfaßte. [36] Am 30. Juni 1999 erfolgte im Rahmen einer kleinen Feier, in der Albert Fiegl an seinen ehemaligen Lehrer erinnerte, die feierliche Enthüllung einer Gedenktafel zu Ehren von Franz Mair. Die Finanzierung übernahm die „Gemeinschaft der Absolventen und Absolventinnen und Förderer des Akademischen Gymnasiums”, nachdem sich ihr Vorsitzender, der ehemalige Direktor der Schule, Gerhard Rief, dafür eingesetzt hatte.


[1] 85. JB BG/BRG Ibk 1947/48, S. 23. SCHAGI.

[2] S. 14, ebd.

[3] TLA, Nationalsozialistischer Lehrerbund, Karton 47 (Fragebogen Peter Pfeifer); Schreiber, Schule, S. 359, Fußnote 748.

[4] Interview mit Karl Fink, 10.2.1998.

[5] Interview mit Eduard Grünewald, 12.1.1997.

[6] Protokoll des Innsbrucker Gemeinderates, 29.5.1980, S. 269f und 16.10.1980, S. 464f.

[7] 29.5.1980, S. 269, ebd.

[8] S. 270, ebd.

[9] Tiroler Tageszeitung (TT), 23.6.1980, S. 6 (Leserbrief Ernst Attlmayr).

[10] Protokoll des Innsbrucker Stadtsenats, 25. Juni 1980, S. 349.

[11] TT, 5.12.1980, S. 6 (Leserbrief Walter Schwarzer); Gesamtbrief im AdBOI; Arbeitsgemeinschaft vaterlandstreuer Verbände Tirols (Schwarzer) an Bürgermeister Alois Lugger 3.7.1980. Beilage zu den Protokollen des Innsbrucker Stadtsenats.

[12] Protokoll des Innsbrucker Stadtsenats, 9.7.1980, S. 388.

[13] Protokoll des Innsbrucker Gemeinderates, 16.10.1980, S. 465.

[14] S. 467, ebd.

[15] S. 467f, ebd.

[16] S. 468, ebd.

[17] Kurier, 30.11.1980, S. 20.

[18] Ebd.; siehe dazu auch TT, 4.12.1980, S. 7.

[19] TT, 4.12.1980, S. 7.

[20] TT, 5.12.1980, S. 6 (Leserbrief Schwarzer).

[21] Kurier, 30.11.1980, S. 20.

[22] TT, 4.12.1980, S. 7. Siehe auch generell TT, 11.12.1980, S. 6 (Leserbrief Rief in Erwiderung auf Schwarzer).

[23] TT, 4.12.1980, S. 7.

[24] Ebd.

[25] Kurier, 30.11.1980, S. 20.

[26] TT, 5.12.1980, S. 6 (Leserbrief Schwarzer).

[27] TT, 11.12.1980, S. 6 (Leserbrief Rief ).

[28] Bund der Opfer an Lugger, 4.12.1980. AdBOI.

[29] Innsbrucker Stadtsenatsprotokoll vom 23.3.1981, S. 138.

[30] JB AGI 1981/82, S. 10. SCHAGI.

[31] Protokoll des Innsbrucker Stadtsenats, 13.10.1982, S. 471 mit Beilagen (Sitzung des Stadtsenats, 28.7.1982, außer Protokoll; ARGE vaterlandstreuer Verbände Tirols an Vizebürgermeister Ferdinand Obenfeldner, 15.4.1982).

[32] Interview mit  Paul Flach, 20.8.1998

[33] Interview mit Hermann Weiskopf, 7.8.1998

[34] Interview mit Elmar Gamper, 15.6.1998.

[35] Innsbrucker Stadtnachrichten. Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt, Nr. 1 (1981), S. 7.

[36] Siehe die Broschüren Materialien – Aktivitäten und Zeitzeugeninterviews mit Maturanten des AGI 1939-1945 der SchülerInnengruppe des Wahlpflichtfaches Geschichte am Akademischen Gymnasium unter der Leitung von Claudia Rauchegger-Fischer.